Biedermeier

1820 –  1860

Eine Zeit in der die bürgerliche Gesellschaft sich etabliert und die Mode bestimmt. Die Frau trägt helle Farben (hellblau, hellgrün, rosa, hellviolett) in der Qualität von Baumwoll- oder Wollstoffen, während man Seide immer noch gerne zu festlichen Gelegenheiten nutzt, entweder ungemustert oder mit Streifen und Streublumenmuster, ganz im bürgerlichen, romantischen Stil. Ausputz wie Rüschen, Schleifen und Spitzen werden wieder reicher. Die Zierlichkeit der nunmehr wieder rigiden geschnürten Taille in natürlicher Höhe wird besonders betont, durch große, breite Dekolletés (sog. Berte), abfallende Schultern, bauschende bis zur Elle reichende Keulenärmel, sowie ausgestellte, knöchellange gesteifte Röcke.

 

 

Die Frisuren bestehen aus seitlichen Lockenbüschel, abgebundenem Haarknoten und strenger Scheitelung.  Typisch dazu trägt die Dame einen großkrempigen, nahe am Kopf anliegenden Hut (sog. Schute).

 

Beim Mann entsteht nun eine starke Taillierung der Kleider, die durch ein Mieder hergestellt wird. Er bevorzugt eine bis zum heutigen Tage gültige Farbgebung in dunklen Tönen, vorwiegend schwarz, dunkelgrün, dunkles violett, ebenso wie dunkelblau für Jacken in ungemusterten Wollstoffen, während die nunmehr selbstverständlich langen Hosen auch gestreift getragen werden.


Bürgerliches Tageskleid 1837

Es wurde hergestellt nach einem Schnitt nach einem Gemälde aus dem Buch „Costume of Bath“. Aus goldgrüner Dupionseide in der typischen Lesart der Zeit mit einer Drapierung der Korsage, Raffung der Ärmel, einer schmalen Krinoline samt Unterrock. Eine Besonderheit des Kleides sind die immer häufiger zur Schließung eigesetzten Hacken der Korsage. Ein Teil der Ärmel ist abknöpfbar und kann durch ein Volant aus Spitze ersetzt werden. 


Nachmittagskleid 1840

Durch ein Gemälde des Malers Winterhalter inspiriert, dass Prinzessin Eugenie und ihre Hofdamen darstellt, entspricht dieses Nachmittagskleid aus bronzefarbener Wildseide seinem Habitus dem Ideal der Romantik. Charakteristisch ist hier der exakt gestaltete Ausschnitt und die ebenso mittelgroße Krinoline. Eleganz der stilistisch eher zurückgenommenen Robe verleiht der akzentuierte Einsatz einer antiken, handgefertigten venezianischen Spitze und der Bänder aus elfenbeinfarbenem Seidensatin.


Herrenkostüm

Nach einer Skizze des Kunden inspiriertes „Ambassadeur“-Kostüm aus schwarzer satinierter Wolle mit breitem Reverskragen aus Seidensatin. Während das dazugehörige Gilet schmucklos und schlicht ist, weißt der Redingote eine opulente ornamentale Metallstickerei in verschiedenen Gold-, Kupfer- und Silbertönen auf, die eigens aus Teilstücken komponiert und im Anschluss appliziert wurden. Die vom Kunden gewünschten Keulenärmel finden proportional ihre Entsprechung in einem übergroßen ausgesteiften Stehkragen. Das Ensemble, getragen mit einer schwarzen gestreiften Hose aus Baumwolle, seidenem Zylinder, weißen Handschuhen und Gehstock wurden zu einer Hochzeit getragen.